Wie läuft so eine Extraktion in der Regel ab?
Das Vorgehen bei Backen- und Schneidezahnextraktionen ist insgesamt sehr ähnlich, auch wenn die Zähne sehr unterschiedlich aussehen.
Die folgenden Schritte sind eigentlich immer nötig, um eine Zahnextraktion durchzuführen. Aufgelistet sind immer die allgemeinen Schritte, wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, klicken Sie auf die einzelnen Punkte.

Sie brauchen dieses Formular nicht ausdrucken oder mitbringen. Sie bekommen ein individuelles, auf den Patienten und den Eingriff abgestimmtes Exemplar!
Sie bekommen bei einer geplanten Zahn-OP im Vorfeld von mir per Mail einen Aufklärungsbogen zugeschickt, ähnlich wie sie die vielleicht auch vom Humanmediziner zum Beispiel für eine Magenspiegelung oder andere Untersuchungen und OPs kennen.
Diesen können Sie in Ruhe durchlesen und sich ggf. auch Fragen überlegen, die wir dann im Vorfeld besprechen können.
Bitte kontrollieren Sie in diesem Rahmen auch noch einmal den aktuellen Tetanusschutz ihres Pferdes im Pferdepass.
Bei einer „spontanen“ Zahnextraktion im Rahmen einer Routinezahnbehandlung erfolgt die Aufklärung in der Regel mündlich. Der Patient ist zu diesem Zeitpunkt ja bereits sediert und ein langes Aufklärungsgespräch inklusive „Papierkram“ verlängert die Behandlung oft unnötig.
Bitte versuchen Sie sich trotz aller Aufregung auf meine Erklärungen zu konzentrieren und fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas unklar ist.
Der Patient wird am OP-Tag noch einmal gründlich untersucht, um festzustellen, ob er fit genug für die OP und die Sedierung ist.
Ausführlichere Informationen zur Sedation finden Sie hier.
In der Regel wird dann ein Venenkathether in die Halsvene eingelegt und mit einem Faden fixiert.
Das hat den Vorteil, dass die Vene zum Nachsedieren nicht immer neu punktiert werden muss. Falls weitere Medikamente oder eine Infusion zur Kreislaufstabilisierung nötig sein sollten, ist es ebenfalls wichtig einen schnellen, sicheren Zugang zur Vene zu haben.
Bei manchen Pferden und längeren Eingriffen wird die Sedierung auch als Infusion verabreicht, um einen gleichmäßigen Wirkspiegel zu erreichen.
Auch wenn der betroffene Zahn aus unterschiedlichen Gründen bereits fest steht, ist es oft nötig zur besseren Einschätzung der Lage und Planung der Operation Röntgenbilder anzufertigen.
Stellen wir dadurch fest, dass die Wurzel zum Beispiel deutlich verändert ist und eine Extraktion dadurch sehr kompliziert oder im Stall unmöglich wird, muss das Vorhaben zur Not an dieser Stelle abgebrochen werden.
Bilder rechts: Bei einer verformten Wurzel wie in diesem Fall ist der Erfolg nicht garantiert. Die im 2D-Bild dargestellte Zubildung könnte ja auch noch weiter in die Tiefe reichen, was in dieser Darstellung nnicht sichtbar ist.
Als nächstes kommt die Schmerzausschaltung in der Regel durch eine Leitungsanästhesie. Hier wird am Pferdekopf jeweils der Nerv mit einem Lokalanästhetikum betäubt, der den jeweiligen Bereich im Maul versorgt.
Insbesondere geht es hier um die Nerven, die durch die Wurzel in den Zahn hinein reichen und Zahnprobleme besonders schmerzhaft machen. Da hier direkt an den Nerv gespritzt wird und sich manche der Nerven auch tief im Gewebe, teilweise hinter den Kieferknochen befinden, ist eine sorgfältige Vorbereitung der Injektionsstelle durch Scheren, Waschen und Desinfizieren, sowie eine sterile Injektion essenziell, um Infektionen in der Tiefe zu vermeiden. Weitere Informationen zu den Risiken finden Sie auch wieder in der OP-Aufklärung.
Hier ist es natürlich hilfreich, wenn nicht gleichzeitig Heu aufgeschüttelt oder die Stallgasse gefegt wird!
Im Maul selbst wird nach gründlichem Spülen ebenfalls der OP-Bereich mit einem Lokalanästhetikum infiltriert, um auch die angrenzende Schleimhaut zu betäuben.

Die gesamte Werkzeugpalette kann schon ein bisschen beängstigend aussehen und wiegt in Summe auch rund 20kg
Nach einer kurzen Einwirkzeit wird das angrenzende Zahnfleisch vom Zahn gelöst und der Spalt zwischen den Zähnen (Interdentalspalt) durch einen Spreizer geweitet. Dieser Druck auf den Knochen ist unangenehm und lässt sich auch durch eine gute Anästhesie nicht verhindern. Hier muss gegebenenfalls nachsediert werden.
Das Spreizen bewirkt eine Einblutung in den Spalt und das Zerreißen erster Fasern des Zahnhalteapparates (Lösen der Häkchen im Klettverschluss) so dass diese Phase essenziell für die Extraktion ist. Mit der passenden Zange wird im Anschluss der Zahn weiter losgewackelt.
Diese Phase kann durchaus mal eine Stunde dauern und ist mitunter auch für mich recht anstrengend. Es hilft wirklich nicht, wenn alle paar Minuten Stallkollegen vorbeikommen und fragen, ob der Zahn schon draußen ist.
Ist der Zahn ausreichend gelöst, wird versucht, den Zahn mit der Zange als Hebel über verschiedene Widerlager vorsichtig aus dem Zahnfach zu ziehen und in die Maulhöhle vorzulagern.

Der Blick ins Zahnfach sieht immer erstmal ein bisschen wild aus, wenn die Einblutung gut funktioniert, heilt es aber auch besser.
Konnte der Zahn erfolgreich entfernt werden, wird das Zahnfach noch einmal gespült und mit dem Spiegel oder Endoskop überprüft, ob keine Zahnreste oder Entzündungsmaterial übrig sind. Zum Schluss wird durch vorsichtiges Auskürettieren (kratzen an der Zahnfachwand) eine erneute Einblutung erzeugt.
Durch das geronnene Blut (Blutkoagel) im Zahnfach wird der Bereich optimal verschlossen und das neu entstehende Granulationsgewebt gut versorgt.
Der obere Anteil des Zahnfachs wird anschließend mit einem Honigtupfer verschlossen, um ein Einkauen von Futterresten zu vermeiden.
Nach der Behandlung muss der Patient noch einige Stunden ausnüchtern und darf, wie nach jeder Sedierung erst wieder zurück in die Herde und fressen, wenn er wirklich wieder vollständig wach ist. Das kann je nach Länge des Eingriffs durchaus deutlich länger dauern als nach der normalen Routinezahnbehandlung. Wir besprechen dann noch die anschließende Medikation für die nächsten Tage.
In der Regel bekommt der Patient einige Tage ein Schmerzmittel einmal täglich ins Maul verabreicht. Bei empfindlichen Pferden kann zusätzlich ein Magenschutz hinzu kommen.
Eine antibiotische Behandlung ist meist nicht nötig, in bestimmten Fällen lässt sie sich aber nicht vermeiden. In diesen Fällen wird auch eine Tupferprobe der Zahnwurzel ins Labor geschickt und eine Mikrobiologische Untersuchung angefordert, um die Erregerart zu bestimmen und die Wahl des Antibiotikums zu überprüfen.
Sie bekommen eine individuelle Medikationsanweisung, sowie eine Fütterungs- und Nachsorgeanweisung ausgehändigt. Hier sind die gängigsten Fragen noch einmal ausführlich beantwortet.

Zahnfach 108 10 Tage nach der Extraktion. Im unteren Bereich sieht man noch ein kleines Fragment, das entfernt wurde.
Je nach Tiefe des Zahnfachs und Geschwindigkeit der Abheilung, sind dann in etwa wöchentlichen Abständen Kontrolltermine nötig.
Hier wird einerseits der eingelegte Honigtupfer gewechselt und andererseits kontrolliert, ob die Abheilung wie erwartet verläuft oder sich zum Beispiel noch Knochenanteile (Sequester) lösen, die entfernt werden müssen. Auch kleine Zahnreste können bei bereits porösen Zähnen während der OP übersehen worden sein und müssen bei der Kontrolluntersuchung entfernt werden.
Das bedeutet, dass der Patient in der Regel (Ausnahmen gibt es nach super verheilenden Schneidezahnextraktionen bei sehr kooperativen Patienten) erneut sediert werden muss, um gefahrlos mit Maulgatter untersuchen zu können. Auch die Anforderungen an den Behandlungsplatz (Aufhängung, Strom…) bleiben bestehen.
Wie viele Termine das im Einzelnen werden, lässt sich schwer abschätzen, weil der Verlauf sehr individuell unterschiedlich ist.

Gleiches Zahnfach etwa 30 Tage nach der Extraktion
Bitte beachten Sie, dass Ihre OP-Versicherung in der Regel nur den ersten Kontrolltermin übernimmt und auch da kommt es auf das Intervall an, das in Ihrem Vertrag festgehalten ist. Meist sind das Termine bis sieben Tage nach der OP, das kann aber variieren!
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Das Vorgehen bei Backen- und Schneidezahnextraktionen ist insgesamt sehr ähnlich, auch wenn die Zähne sehr unterschiedlich aussehen.
Die folgenden Schritte sind eigentlich immer nötig, um eine Zahnextraktion durchzuführen. Aufgelistet sind immer die allgemeinen Schritte, wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, klicken Sie auf die einzelnen Punkte.
Sie bekommen bei einer geplanten Zahn-OP im Vorfeld von mir per Mail einen Aufklärungsbogen zugeschickt, ähnlich wie sie die vielleicht auch vom Humanmediziner zum Beispiel für eine Magenspiegelung oder andere Untersuchungen und OPs kennen.
Diesen können Sie in Ruhe durchlesen und sich ggf. auch Fragen überlegen, die wir dann im Vorfeld besprechen können.
Bitte kontrollieren Sie in diesem Rahmen auch noch einmal den aktuellen Tetanusschutz ihres Pferdes im Pferdepass.
Bei einer „spontanen“ Zahnextraktion im Rahmen einer Routinezahnbehandlung erfolgt die Aufklärung in der Regel mündlich. Der Patient ist zu diesem Zeitpunkt ja bereits sediert und ein langes Aufklärungsgespräch inklusive „Papierkram“ verlängert die Behandlung oft unnötig.
Bitte versuchen Sie sich trotz aller Aufregung auf meine Erklärungen zu konzentrieren und fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas unklar ist.

Sie brauchen dieses Formular nicht ausdrucken oder mitbringen. Sie bekommen ein individuelles, auf den Patienten und den Eingriff abgestimmtes Exemplar!
Der Patient wird am OP-Tag noch einmal gründlich untersucht, um festzustellen, ob er fit genug für die OP und die Sedierung ist.
Ausführlichere Informationen zur Sedation finden Sie hier.
In der Regel wird dann ein Venenkathether in die Halsvene eingelegt und mit einem Faden fixiert.
Das hat den Vorteil, dass die Vene zum Nachsedieren nicht immer neu punktiert werden muss. Falls weitere Medikamente oder eine Infusion zur Kreislaufstabilisierung nötig sein sollten, ist es ebenfalls wichtig einen schnellen, sicheren Zugang zur Vene zu haben.
Bei manchen Pferden und längeren Eingriffen wird die Sedierung auch als Infusion verabreicht, um einen gleichmäßigen Wirkspiegel zu erreichen.
Auch wenn der betroffene Zahn aus unterschiedlichen Gründen bereits fest steht, ist es oft nötig zur besseren Einschätzung der Lage und Planung der Operation Röntgenbilder anzufertigen.
Stellen wir dadurch fest, dass die Wurzel zum Beispiel deutlich verändert ist und eine Extraktion dadurch sehr kompliziert oder im Stall unmöglich wird, muss das Vorhaben zur Not an dieser Stelle abgebrochen werden.
Bei einer verformten Wurzel wie in diesem Fall ist der Erfolg nicht garantiert. Die im 2D-Bild dargestellte Zubildung könnte ja auch noch weiter in die Tiefe reichen, was in dieser Darstellung nicht sichtbar ist.
Als nächstes kommt die Schmerzausschaltung in der Regel durch eine Leitungsanästhesie. Hier wird am Pferdekopf jeweils der Nerv mit einem Lokalanästhetikum betäubt, der den jeweiligen Bereich im Maul versorgt.
Insbesondere geht es hier um die Nerven, die durch die Wurzel in den Zahn hinein reichen und Zahnprobleme besonders schmerzhaft machen. Da hier direkt an den Nerv gespritzt wird und sich manche der Nerven auch tief im Gewebe, teilweise hinter den Kieferknochen befinden, ist eine sorgfältige Vorbereitung der Injektionsstelle durch Scheren, Waschen und Desinfizieren, sowie eine sterile Injektion essenziell, um Infektionen in der Tiefe zu vermeiden. Weitere Informationen zu den Risiken finden Sie auch wieder in der OP-Aufklärung.
Hier ist es natürlich hilfreich, wenn nicht gleichzeitig Heu aufgeschüttelt oder die Stallgasse gefegt wird!
Im Maul selbst wird nach gründlichem Spülen ebenfalls der OP-Bereich mit einem Lokalanästhetikum infiltriert, um auch die angrenzende Schleimhaut zu betäuben.
Nach einer kurzen Einwirkzeit wird das angrenzende Zahnfleisch vom Zahn gelöst und der Spalt zwischen den Zähnen (Interdentalspalt) durch einen Spreizer geweitet. Dieser Druck auf den Knochen ist unangenehm und lässt sich auch durch eine gute Anästhesie nicht verhindern. Hier muss gegebenenfalls nachsediert werden.
Das Spreizen bewirkt eine Einblutung in den Spalt und das Zerreißen erster Fasern des Zahnhalteapparates (Lösen der Häkchen im Klettverschluss) so dass diese Phase essenziell für die Extraktion ist. Mit der passenden Zange wird im Anschluss der Zahn weiter losgewackelt.
Diese Phase kann durchaus mal eine Stunde dauern und ist mitunter auch für mich recht anstrengend. Es hilft wirklich nicht, wenn alle paar Minuten Stallkollegen vorbeikommen und fragen, ob der Zahn schon draußen ist.
Ist der Zahn ausreichend gelöst, wird versucht, den Zahn mit der Zange als Hebel über verschiedene Widerlager vorsichtig aus dem Zahnfach zu ziehen und in die Maulhöhle vorzulagern.
Konnte der Zahn erfolgreich entfernt werden, wird das Zahnfach noch einmal gespült und mit dem Spiegel oder Endoskop überprüft, ob keine Zahnreste oder Entzündungsmaterial übrig sind. Zum Schluss wird durch vorsichtiges Auskürettieren (kratzen an der Zahnfachwand) eine erneute Einblutung erzeugt.

Der Blick ins Zahnfach sieht immer erstmal ein bisschen wild aus, wenn die Einblutung gut funktioniert, heilt es aber auch besser.
Durch das geronnene Blut (Blutkoagel) im Zahnfach wird der Bereich optimal verschlossen und das neu entstehende Granulationsgewebt gut versorgt.
Der obere Anteil des Zahnfachs wird anschließend mit einem Honigtupfer verschlossen, um ein Einkauen von Futterresten zu vermeiden.
Nach der Behandlung muss der Patient noch einige Stunden ausnüchtern und darf, wie nach jeder Sedierung erst wieder zurück in die Herde und fressen, wenn er wirklich wieder vollständig wach ist. Das kann je nach Länge des Eingriffs durchaus deutlich länger dauern als nach der normalen Routinezahnbehandlung. Wir besprechen dann noch die anschließende Medikation für die nächsten Tage.
In der Regel bekommt der Patient einige Tage ein Schmerzmittel einmal täglich ins Maul verabreicht. Bei empfindlichen Pferden kann zusätzlich ein Magenschutz hinzu kommen.
Eine antibiotische Behandlung ist meist nicht nötig, in bestimmten Fällen lässt sie sich aber nicht vermeiden. In diesen Fällen wird auch eine Tupferprobe der Zahnwurzel ins Labor geschickt und eine Mikrobiologische Untersuchung angefordert, um die Erregerart zu bestimmen und die Wahl des Antibiotikums zu überprüfen.
Sie bekommen eine individuelle Medikationsanweisung, sowie eine Fütterungs- und Nachsorgeanweisung ausgehändigt. Hier sind die gängigsten Fragen noch einmal ausführlich beantwortet.
Je nach Tiefe des Zahnfachs und Geschwindigkeit der Abheilung, sind dann in etwa wöchentlichen Abständen Kontrolltermine nötig.
Hier wird einerseits der eingelegte Honigtupfer gewechselt und andererseits kontrolliert, ob die Abheilung wie erwartet verläuft oder sich zum Beispiel noch Knochenanteile (Sequester) lösen, die entfernt werden müssen. Auch kleine Zahnreste können bei bereits porösen Zähnen während der OP übersehen worden sein und müssen bei der Kontrolluntersuchung entfernt werden.

Zahnfach 108 10 Tage nach der Extraktion. Im unteren Bereich sieht man noch ein kleines Fragment, das entfernt wurde.
Das bedeutet, dass der Patient in der Regel (Ausnahmen gibt es nach super verheilenden Schneidezahnextraktionen bei sehr kooperativen Patienten) erneut sediert werden muss, um gefahrlos mit Maulgatter untersuchen zu können. Auch die Anforderungen an den Behandlungsplatz (Aufhängung, Strom…) bleiben bestehen.
Wie viele Termine das im Einzelnen werden, lässt sich schwer abschätzen, weil der Verlauf sehr individuell unterschiedlich ist.
Bitte beachten Sie, dass Ihre OP-Versicherung in der Regel nur den ersten Kontrolltermin übernimmt und auch da kommt es auf das Intervall an, das in Ihrem Vertrag festgehalten ist. Meist sind das Termine bis sieben Tage nach der OP, das kann aber variieren!