FAQ Zahnbehandlung
Im Unterschied zu vielen anderen, häufig ungeplanten Tierarztbesuchen, ist der Zahnbehandlungstermin in der Regel bereits einige Zeit im Voraus vereinbart worden. Dadurch ergibt sich die Gelegenheit, die Behandlung vorzubereiten und sich einige Gedanken zu Ort und Ablauf zu machen. Im Folgenden möchte ich, anhand einiger, immer wieder auftauchender Fragen, notwendige Vorbereitungen erläutern und klären, welche Voraussetzungen essentiell für eine gelungene und für alle Beteiligten entspannte Zahnbehandlung geschaffen werden sollten.
Der Übersichtlichkeit halber finden sie beim anklicken der Fragen nur eine Kurzantwort mit den wichtigsten Infos. Ausführlichere Erklärungen finden Sie, wenn Sie den jeweiligen Links folgen.
Ich arbeite mit einer Aufhängung bei der das Pferd seinen Kopf in einem aufgehängten Dentalhalfter ablegen kann.
Dafür muss ein Seil oder eine Schlinge über einen stabilen Balken oder eine Strebe über dem Behandlungsplatz gezogen werden. Dieser Balken muss hoch genug sein, dass das Pferd sich nicht den Kopf stoßen kann.
Ein sicherer Stromanschluss ist für die Zahnbehandlung unerlässlich. Da die Elektroinstallationen der Ställe teilweise eher fragwürdig sind, prüft eine Sicherheitseinrichtung meiner Kabeltrommel (max 25m) die ordnungsgemäße Verdrahtung der Steckdose. Sollte sich keine Steckdose finden, die von der Kabeltrommel freigegeben wird, kann keine Zahnbehandlung stattfinden.
Hier besteht im schlimmsten Fall in der Kombination mit dem Spül- und Kühlwasser Lebensgefahr.
Mehrfachsteckdosen dürfen nicht zwischengeschaltet werden, sorgen Sie bitte für eine sichere Steckdose in maximal 25m Entfernung zum Behandlungsplatz und einen sicheren Kabelverlauf, damit während der Behandlung keine Pferde über das Kabel geführt werden.
Aufgrund von mehreren kritischen Zwischenfällen bin ich hier mittlerweile sehr vorsichtig geworden, weitere Informationen auch zur Verwendung von Generatoren finden Sie hier.
Ihr Pferd darf, bis es die Sedierung gespritzt bekommen hat, ganz normal fressen. In der Regel ist es eine gute Idee, dem Patienten vor der Behandlung noch eine Portion Heu zu füttern, da er im Anschluss ja erstmal ein bis zwei Stunden nichts fressen darf.
Eine kleine Einschränkung zur optimalen Behandlung gibt es jedoch auch hier: Es hat sich gezeigt, dass einige Leckerliesorten und besonders Brot und Brötchen extrem klebrig sind und selbst mit Spülen und Zahnbürste (!) kaum von der Zahnoberfläche zu entfernen sind. Das erschwert sowohl die Untersuchung, als auch die Behandlung, da sich die Schleifscheiben schnell „zusetzen“.
Verzichten sie daher wenn möglich, auf Begrüßungs- und Bestechungsleckerlies vor der Behandlung. Äpfel oder Möhren hingegen stellen kein Problem dar.
Um eine adäquate Zahnbehandlung anbieten zu können, ist mein Equipment mittlerweile recht umfangreich und entsprechend empfindlich. Wie bei allen anderen Behandlungen auch, achte ich sehr darauf, auch im Stall unter hygienischen Bedingungen zu arbeiten. Das beinhaltet, dass ich meine Ausrüstung nicht in einem matschigen Paddock aufbauen will. Darüber hinaus brauchen die sedierten Patienten einen festen, rutschfesten Untergrund unter den Hufen, um ruhig und sicher stehen bleiben zu können.
An trockenen Sommertagen ist es durchaus möglich, auch ohne Überdachung (z.B. unter einem großen Baum oder Frontlader als Aufhängung) zu arbeiten. Regnet es dann jedoch am vereinbarten Termin, muss dieser verschoben werden, da meine Maschine nicht vollständig wasserdicht ist und ich keine Unfälle mit dem Strom im Regen riskieren will.
Mehr Infos zur Aufhängung und Beispiele dafür finden Sie hier: Die „Aufhängung“ im Dentalhalfter
Pferde scheinen in der Sedation oftmals unerschütterlich und recht reaktionslos zu sein. Taucht jedoch ein Reiz auf, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, können sie auch plötzlich wieder hellwach werden und unberechenbar reagieren.
Besonders häufig passiert dies zur Fütterungszeit, wenn bekannte Geräusche und die Reaktionen der anderen Pferde die bevorstehende Mahlzeit ankündigen. Auch Rein- und Rausbringzeiten, sowie das Entfernen von Boxennachbarn kann die Patienten aus ihrem Schlummer reißen und eine Weiterbehandlung deutlich erschweren.
Beachten Sie diese festen Zeiten in Ihrem Stall bereits bei der Terminvereinbarung. Die Zeiten variieren in den unterschiedlichen Ställen und sind mir in der Regel nicht bekannt.
Warmes Wasser ist, besonders in den kälteren Jahreszeiten, sehr hilfreich für die Behandlung. Zum einen reißt es ein gut sediertes Pferd gerne einmal aus seinem Schlummer, wenn das Maul mit sehr kaltem Wasser gespült wird. Das bedeutet dann häufig mehr Sedation und längere Ausnüchterungszeiten. Zum anderen bin ich bei Diagnostik und Behandlung auch von meinem Tastsinn abhängig. Zu Eisklumpen erstarrte Finger sind nicht nur dem Pferd im Maul unangenehm, sondern erbringen auch nicht mehr die notwendigen Erkenntnisse über kleine Haken, übrig gebliebene Schärfen oder Unebenheiten der Kaufläche.
Sie tun also Ihrem Pferd und mir einen großen Gefallen, wenn Sie besonders bei kalter Witterung für den Behandlungstermin mindestens einen Eimer warmes Wasser bereitstellen könnten!
Eher nicht! – man soll zwar niemals nie sagen und unmöglich ist es auch nicht, aber in der Regel tut ein Pferd als Fluchttier alles dafür in einer Situation, die es nicht zu 100% kontrollieren kann stehen – und damit fluchtbereit – zu bleiben.
Um das Risiko weiter zu minimieren stelle ich einige Ansprüche an den Behandlungsplatz:
- der Boden muss eben und nicht abschüssig sein
- der Boden muss rutschfest sein, das ist insbesondere bei beschlagenen Pferden manchmal schwierig. Im Zweifel bitte nicht die ganze Box leer misten, sondern eine griffige Lage Einstreu in der Box lassen.
- zu tiefe Einstreu oder auch Sand lassen den Stand aber auch instabil werden.
- Pferde die exzessiv nach Fliegen treten merken manchmal nicht, dass das andere Vorderbein schon in der Luft ist und sacken dann mit den Vorderbeinen ein. Hier schafft eine Fliegendecke und ein gutes Fliegenspray Abhilfe. In der Regel sind sedierte Pferde zumindest zeitweise deutlich empfindlicher an der Haut.
Ihr Pferd ist nach der Sedation noch einige Stunden (Faustregel ca. 2 Stunden nach der letzten Spritze) etwas benommen. In dieser Zeit kann es den Schluckreflex häufig noch nicht wieder ganz gezielt steuern so dass die Gefahr einer Schlundverstopfung besteht. Sicherheitshalber sollte es, so lange es nicht vollständig wach ist, nur mit Maulkorb in einer eingestreuten Box stehen. Ein Zugang zum Wasser sollte gewährleistet sein.
Alternativ kann der Patient auch auf einen Sandpaddock, in eine leere oder mit Spänen eingestreute Box oder (bei einer Paddockbox) auf seinen Paddock gebracht werden. Eine weitere Möglichkeit ist, das Pferd unter Aufsicht (!) angebunden stehen zu lassen.
In eine Herde sollte der Patient ebenfalls erst wenn er wieder vollständig aufgewacht ist. Andernfalls besteht die Gefahr, dass rangniedere Pferdekollegen die Situation ausnutzen und ihm seinen Platz in der Rangordnung streitig machen.
Nach einer Routinezahnbehandlung sollte der Patient, nach dem Erwachen aus der Sedation, weniger Probleme mit dem Trensengebiss und der Trense haben als vorher. Allerdings kann es sein, dass die Kaumuskulatur und auch die Halsmuskulatur nach der Behandlung einen Muskelkater entwickeln.
Ratsam ist es, um dem Patienten nach der Sedierung etwas Ruhe zu gönnen, erst am folgenden Tag wieder mit dem Pferd zu arbeiten. Besonders nach länger dauernden Behandlungen mit größeren Korrekturen, sollte in den folgenden Tagen über anfängliche Defizite in Biegung, Stellung und Durchlässigkeit hinweg gegangen werden. Lockere Arbeit im Vorwärts-Abwärts auf großen gebogenen Linien oder ein Ausritt ist in diesen Fällen sinnvoller als Dressurlektionen zu pauken. Ein Trensengebiss kann jedoch sofort wieder verwendet werden.
Bei Zahnextraktionen verhält es sich etwas anders. Je nach Schweregrad des Eingriffs und der Position des extrahierten Zahnes, kann es zu unterschiedlich langen Reitpausen kommen.
Auch nach Wolfszahnextraktionen sollte, je nach Größe und Form des extrahierten Wolfszahnes, eine „Trensengebisspause“ von 10 bis 14 Tagen eingelegt werden. Mit Kappzaum oder Halfter kann aber ab dem Folgetag wieder gearbeitet werden. Dies sollte berücksichtigt werden, wenn Jungpferde vorgestellt werden, die im Anschluss zur Ausbildung vorgesehen sind, oder in einen Berittstall abgegeben werden sollen.
Durch die Verwendung von Medikamenten zur Sedation und gegebenenfalls zur Schmerzausschaltung ergeben sich für Turnierpferde Dopingkarenzzeiten, die vom verwendeten Medikament abhängig sind. Bei der üblichen Sedierung fallen für nationale Turniere in der Regel 9 Karenztage an. Bitte sprechen Sie mich bei der Terminplanung an, wenn Ihr Turnierkalender nur wenig Freiräume lässt!
Hier finden Sie Links zur Suchfunktion für Wirkstoffe und Karenzzeiten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), sowie die Anti-Doping- und Medikamentenkontrollregeln der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), kurz ADMR zum kostenlosen Download.
Wie im Kapitel zur neuen GOT schon beschrieben, handelt es sich hier um ein Gesetz, das vom Tierarzt zwingend anzuwenden ist. Alle bei der Behandlung durchgeführten Schritte, die in der GOT aufgeführt werden, sind gemäß Gebührenordnung abzurechnen und auch auf der Rechnung nach GOT-Nummern aufgeschlüsselt aufzuführen. Das bedeutet auch, dass die Abrechnung der Zahnbehandlung bei manchen Kollegen transparenter wird. Und es bedeutet auch, dass die Preise für eine Zahnbehandlung sich mehr annähern werden.
Im Schnitt Kostet eine Zahnbehandlung nach der neuen GOT netto zwischen 155€ und 200€ . Das bedeutet inkl. Mehrwertsteuer liegt die Behandlung zwischen 185€ und 240€.
Je nach Entfernung und Anzahl der Patienten kommt natürlich noch die Anfahrt in Form eines anteilig berechneten Wegegelds mit 1,75€ pro gefahrenem Kilometer dazu.
Allgemeine Infos zur Routenplanung und Preisberechnung des Wegegelds finden Sie hier.
Zwei Beispiele zur Preisberechnung einer routinemäßigen Zahnbehandlung finden Sie hier.
Mit dem Zahnbefundbogen lässt sich über die Jahre verfolgen wie sich das Gebiss des Pferdes entwickelt
Der Gesundheitszustand und auch die Menge der benötigten Sedation sind genau erfasst. Auf der Rechnung steht nämlich nur die Gesamtsumme der Sedationsmenge. Es ist aber ein großer Unterschied, ob das Pferd einmalig 1,5ml Detomidin bekommen hat oder 1ml und nach einer halben Stunde erneut 0,5ml! Im ersten Fall kann es schonmal zu heftigem Schwanken kommen.
Gerade falls ein Kollege den Patienten übernimmt, kann ihm die Sedationsmenge weiterhelfen den Patienten einzuschätzen und seine eigene Sedation zu wählen. Ich bin immer dankbar, wenn es schon Aufzeichnungen über die letzte Zahnbehandlung und die Sedation gibt.
Für die Weiterbehandlung durch eine/n Chiropraktiker/in oder Osteopathen ist es hilfreich zu wissen ob die Zähne in eine bestimmte Richtung schief waren, denn das Problem sollte ja zumindest in dem Bereich nach der Behandlung erstmal gelöst und damit nicht mehr am Pferd sichtbar sein.
Was genau im Zahnprotokoll drin steht und was es bedeutet, erkläre ich Ihnen hier.