Der Zahnbefundbogen
Häufig sind neue Kunden verwundert, wenn ich ihnen im Anschluss an die Behandlung den Befundbogen in die Hand drücke (oder mittlerweile meist per Mail schicke). Die Reaktionen reichen von „das ist ja toll“ bis zu „brauche ich nicht, ich kann damit ja eh nichts anfangen“.
Ich bin eher auf Seite der „ist ja toll“-Faktion und das hat mehrere Gründe:
Mit dem Zahnbefundbogen lässt sich über die Jahre verfolgen wie sich das Gebiss des Pferdes entwickelt
Der Gesundheitszustand und auch die Menge der benötigten Sedation sind genau erfasst. Auf der Rechnung steht nämlich nur die Gesamtsumme der Sedationsmenge. Es ist aber ein großer Unterschied, ob das Pferd einmalig 1,5ml Detomidin bekommen hat oder 1ml und nach einer halben Stunde erneut 0,5ml! Im ersten Fall kann es schonmal zu heftigem Schwanken kommen.
Gerade falls ein Kollege den Patienten übernimmt, kann ihm die Sedationsmenge weiterhelfen den Patienten einzuschätzen und seine eigene Sedation zu wählen. Ich bin immer dankbar, wenn es schon Aufzeichnungen über die letzte Zahnbehandlung und die Sedation gibt.
Für die Weiterbehandlung durch eine/n Chiropraktiker/in oder Osteopathen ist es hilfreich zu wissen ob die Zähne in eine bestimmte Richtung schief waren, denn das Problem sollte ja zumindest in dem Bereich nach der Behandlung erstmal gelöst und damit nicht mehr am Pferd sichtbar sein.
Um der „ich kann damit ja eh nichts anfangen“-Fraktion ein bisschen weiter zu helfen, finden Sie hier einen kommentierten (fiktiven) Zahnbefundbogen, der vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringt.


Nur geprüfte Pferde Dental Praktiker nach IGFP dürfen das Logo offiziell auf ihren Zahnprotokollen und Internetseiten veröffentlichen

Ort und Datum der aktuellen Behandlung

Name, Rasse und weitere Angaben zum Patienten

Eintrag zum Lebensmittelstatus im Pferdepass Lebensnummer und Mikrochipnummer (wenn vorhanden)

Vorbericht des Besitzers: Gab es Auffälligkeiten beim Fressen oder Reiten? Gibt es Vorerkrankungen wie PPID (Cushing), EMS, PSSM oder andere Stoffwechselstörungen? Wurde bereits EOTRH diagnostiziert?

Tetanusimpfung aktuell? Ernährungszustand? Wann war die letzte Zahnbehandlung?

Herz- und Atemfrequenz. Auffälligkeiten?

Untersuchung von Kopf und Kaumuskulatur. Sind die Lymphknoten vergrößert? Gibt es womöglich (einseitigen) Nasenausfluss? Fällt ein charakteristischer Greuch aus dem Maul auf?

Wann wurde welche Sedierung oder welche Kombination verabreicht? Wann wurde der Patient ggf. nachsediert?

Wie ist die Wirkung der Sedation zu beurteilen? War die Sedation zu schwach oder stark? Hat der Patient stark geschwankt? Falls es hier zu Problemen kam, kann anhand dieser Einschätzung beim nächsten Mal die Dosierung oder das Mittel angepasst werden.

Welche Auffälligkeiten sind an den Schneidezähnen zu finden? Gibt es Abweichungen in der Länge?
Veränderungen durch wetzen an Stangen, Fressgitter oder Fressbremsen?
Finden sich Entzündungszeichen wie Fistelkanäle oder Schwellungen am Zahnfleisch?

Wie scharf sind die Kanten der Zahnreihe und wo sitzen die Schärfen?
buccal = Backe; lingual = Zunge, palatinal = Gaumen
Gibt es Haken an den Enden der Zahnreihe? Wenn ja wie groß? Oben oder unten?
Gibt es auffällige Wellen oder Rampenbildung? Sind Stufen oder gar Meißelzähne ausgebildet?

Die Hengstzähne:
Wenn vorhanden: Gibt es Veränderungen? Frakturen? Zahnstein? Karies?
Wolfszähne: Vorhanden oder nicht? Extrahiert?
Gab es Schleimhautverletzungen der Backe oder Zunge durch scharfe Kanten oder Haken?

Wie lässt sich der Unterkiefer beim entspannten Pferd mit geschlossenem Maul verschieben? Ist die Bewegung eingeschränkt? Hakt es beim Verschieben?
Okklusion beschreibt die Stellung der Zahnreihen zueinander und ist ein definiertes Maß für die Reibung der Kauflächen aufeinander im Verhältnis zur Länge der Schneidezähne.
Grundsätzlich sollte die Okklusion nach der Behandlung besser (höhere Prozentzahl) sein als vorher.

Was war sonst noch auffällig am Gebiss des Patienten?
Gibt es Frakturen, Fissuren, kariöse Veränderungen, wackelige oder instabile Zähne? Gibt es Futtergefüllte Zahnlücken (Diastasen oder Diastemata)? Wurden sie behandelt, wenn ja wie?

Hier werden nochmal alle Abweichenden Befunde eingezeichnet. Zur besseren Erkennbarkeit zeichne ich alle Abweichungen der Zähne mittlerweile in Rot ein. Futter ist grün.
Es handelt sich hierbei allerdings um eine Skizze. Es geht nicht unbedingt darum, dass das Ganze genau maßstabsgetreu festgehalten wird. Die Veränderungen sollten gut sichtbar sein und können manchmal auch etwas übertrieben aussehen. Je nach Tagesform.
Eine genaue Dokumentation findet im Zweifel über die Endoskopie und Fotos statt.

Wann soll die nächste Kontrolle stattfinden? Wie lange dürfen Sie aufgrund der Sedation nicht auf einem Turnier starten?

Was ist nach der Behandlung zu beachten? Gibt es Einschränkungen was die Wahl der Futtermittel oder des Trainings in den nächsten Tagen angeht? Macht es Sinn nach der Behandlung eine osteopathische oder chiropraktische Behandlung einzuplanen? Sollten Veränderungen weiter abgeklärt werden (Röntgen, CT)? Sollten Zähne gezogen werden, wenn ja, in einer Klinik?
Häufig sind neue Kunden verwundert, wenn ich ihnen im Anschluss an die Behandlung den Befundbogen in die Hand drücke (oder mittlerweile meist per Mail schicke). Die Reaktionen reichen von „das ist ja toll“ bis zu „brauche ich nicht, ich kann damit ja eh nichts anfangen“.
Ich bin eher auf Seite der „ist ja toll“-Faktion und das hat mehrere Gründe:
Mit dem Zahnbefundbogen lässt sich über die Jahre verfolgen wie sich das Gebiss des Pferdes entwickelt.
Der Gesundheitszustand und auch die Menge der benötigten Sedation sind genau erfasst. Auf der Rechnung steht nämlich nur die Gesamtsumme der Sedationsmenge. Es ist aber ein großer Unterschied, ob das Pferd einmalig 1,5ml Detomidin bekommen hat oder 1ml und nach einer halben Stunde erneut 0,5ml! Im ersten Fall kann es schonmal zu heftigem Schwanken kommen.
Gerade falls ein Kollege den Patienten übernimmt, kann ihm die Sedationsmenge weiterhelfen den Patienten einzuschätzen und seine eigene Sedation zu wählen. Ich bin immer dankbar, wenn es schon Aufzeichnungen über die letzte Zahnbehandlung und die Sedation gibt.
Für die Weiterbehandlung durch eine/n Chiropraktiker/in oder Osteopathen ist es hilfreich zu wissen ob die Zähne in eine bestimmte Richtung schief waren, denn das Problem sollte ja zumindest in dem Bereich nach der Behandlung erstmal gelöst und damit nicht mehr am Pferd sichtbar sein.
Um der „ich kann damit ja eh nichts anfangen“-Fraktion ein bisschen weiter zu helfen, finden Sie hier einen kommentierten (fiktiven) Zahnbefundbogen, der vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringt. Das ganze funktioniert leider nur am großen Bildschirm, daher ist es für die mobile Ansicht deaktiviert.