Was kann schief gehen?
Grundsätzlich kann in der Medizin und insbesondere beim Umgang mit Lebewesen erstmal alles schiefgehen was schiefgehen kann. Leider hilft auch die beste Vorbereitung und die tollste Ausrüstung manchmal nicht weiter, wenn Komplikationen auftreten.
Auf Probleme im Zusammenhang mit den Leitungsanästhesien, allen voran der Anästhesie des Nervus Maxillaris, hatte ich schon hingewiesen. Auch die Halsvenen der Pferde sind eher empfindlich und sollten mit großer Sorgfalt behandelt werden (sterile Vorbereitung beim Legen des Venenkathethers, ausreichend lange Kompression nach der Entfernung desselben).
Bei der Extraktion ist die häufigste Komplikation die Fraktur des Zahns. Das kann entweder passieren, weil der Patient im falschen Augenblick eine heftige Abwehrbewegung macht oder der Zahn insgesamt schon porös oder in sich instabil ist. Nicht selten ist ein Zahn, der vom Maul aus sehr wackelig erscheint, bereits in der Tiefe gebrochen und die Wurzel sitzt noch fest im Zahnfach. Gerade diese Zähne können eine große Herausforderung sein, da es häufig sehr schwierig ist in der Tiefe des Zahnfachs zu arbeiten und den Wurzelbereich zu lösen, ohne umliegende Bereiche zu beschädigen. Diese Fälle müssen ab und zu dann doch in der Klinik weiter behandelt werden, wo der Zahn unter endoskopischer Kontrolle im Zahnfach durch eine kleine Fräse zerteilt und in kleinen Stücken herausgeholt werden kann.
Dasselbe Problem stellt sich, wenn die Zahnkrone bereits so instabil ist, dass der Zahn unter dem Druck der Zange kollabiert und man schließlich keine Möglichkeit mehr hat die Zange stabil anzusetzen.
Auch bei schonendem Vorgehen kann es sein, dass das Zahnfach oder benachbarte Zähne beschädigt werden oder auch Fisteln zwischen Zahnfach und Kieferhöhle bzw. Nasenhöhle entstehen. Diese muss unter Umständen separat behandelt und operiert werden, was wiederum in der Regel in der Klinik passieren muss. (siehe unten)
Gerade auch bei länger dauernden Extraktionen oder bereits länger bestehenden Entzündungsreaktionen im Unterkiefer kommt es immer wieder vor, dass Anteile des Zahnfachs nicht mehr ausreichend durchblutet werden und der Knochen nach einiger Zeit abgestoßen wird (Sequestrierung). Das macht der Körper in der Regel zwar ganz gut, es dauert aber seine Zeit und erfordert weitere, regelmäßige Kontrollen, um den Verlauf im Blick zu behalten und das Stück Knochen entfernen zu können, wenn es soweit ist.
Lesen Sie sich die OP-Aufklärung durch und fragen Sie bitte nach, wenn Einzelheiten unklar sind. Natürlich sind in einem Aufklärungsbogen, ähnlich wie im Beipackzettel von Medikamenten auch „Nebenwirkungen“ aufgeführt, die nur sehr selten vorkommen. Wenn aber gerade Ihr Pferd das eine ist, bei dem das Problem entsteht, während 999 andere kein Problem haben, dann hilft einem die ganze Statistik nichts und wir sollten zumindest mal drüber gesprochen haben.
Grundsätzlich kann in der Medizin und insbesondere beim Umgang mit Lebewesen erstmal alles schiefgehen was schiefgehen kann. Leider hilft auch die beste Vorbereitung und die tollste Ausrüstung manchmal nicht weiter, wenn Komplikationen auftreten.
Auf Probleme im Zusammenhang mit den Leitungsanästhesien, allen voran der Anästhesie des Nervus Maxillaris, hatte ich schon hingewiesen. Auch die Halsvenen der Pferde sind eher empfindlich und sollten mit großer Sorgfalt behandelt werden (sterile Vorbereitung beim Legen des Venenkathethers, ausreichend lange Kompression nach der Entfernung desselben).
Bei der Extraktion ist die häufigste Komplikation die Fraktur des Zahns. Das kann entweder passieren, weil der Patient im falschen Augenblick eine heftige Abwehrbewegung macht oder der Zahn insgesamt schon porös oder in sich instabil ist. Nicht selten ist ein Zahn, der vom Maul aus sehr wackelig erscheint, bereits in der Tiefe gebrochen und die Wurzel sitzt noch fest im Zahnfach. Gerade diese Zähne können eine große Herausforderung sein, da es häufig sehr schwierig ist in der Tiefe des Zahnfachs zu arbeiten und den Wurzelbereich zu lösen, ohne umliegende Bereiche zu beschädigen. Diese Fälle müssen ab und zu dann doch in der Klinik weiter behandelt werden, wo der Zahn unter endoskopischer Kontrolle im Zahnfach durch eine kleine Fräse zerteilt und in kleinen Stücken herausgeholt werden kann.
Dasselbe Problem stellt sich, wenn die Zahnkrone bereits so instabil ist, dass der Zahn unter dem Druck der Zange kollabiert und man schließlich keine Möglichkeit mehr hat die Zange stabil anzusetzen.
Auch bei schonendem Vorgehen kann es sein, dass das Zahnfach oder benachbarte Zähne beschädigt werden oder auch Fisteln zwischen Zahnfach und Kieferhöhle bzw. Nasenhöhle entstehen. Diese muss unter Umständen separat behandelt und operiert werden, was wiederum in der Regel in der Klinik passieren muss. (siehe unten)
Gerade auch bei länger dauernden Extraktionen oder bereits länger bestehenden Entzündungsreaktionen im Unterkiefer kommt es immer wieder vor, dass Anteile des Zahnfachs nicht mehr ausreichend durchblutet werden und der Knochen nach einiger Zeit abgestoßen wird (Sequestrierung). Das macht der Körper in der Regel zwar ganz gut, es dauert aber seine Zeit und erfordert weitere, regelmäßige Kontrollen, um den Verlauf im Blick zu behalten und das Stück Knochen entfernen zu können, wenn es soweit ist.
Lesen Sie sich die OP-Aufklärung durch und fragen Sie bitte nach, wenn Einzelheiten unklar sind. Natürlich sind in einem Aufklärungsbogen, ähnlich wie im Beipackzettel von Medikamenten auch „Nebenwirkungen“ aufgeführt, die nur sehr selten vorkommen. Wenn aber gerade Ihr Pferd das eine ist, bei dem das Problem entsteht, während 999 andere kein Problem haben, dann hilft einem die ganze Statistik nichts und wir sollten zumindest mal drüber gesprochen haben.
Hier sieht man ganz schön wie die Wurzeln im Zahnfach verankert sind
Die direkte Nähe zu den Kieferhöhlen birgt die Gefahr von Fisteln (orosinuidal)
Bei diesem quer gesägten und konservierten Oberkieferschädel kann man sehr gut die komplexen Strukturen der Nasengänge (dunklere Gewölbe in der Mitte) und der vorderen Kieferhöhle erkennen.
Die Zahnfächer der hinteren Backenzähne ragen besonders bei jüngeren Pferden weit in die Nebenhöhlen hinein und sind nur von einer papierdünnen Knochenschicht und etwas Schleimhaut von dieser getrennt.
Gerade Entzündungen, aber auch Probleme bei der Extraktion oder beim Fräsen können diese Schicht zerstören. Es entsteht eine Fistel, die die Maulhöhle mit den Nebenhöhlen verbindet. Die Ausheilung kann sehr langwierig sein.
Dann lassen wir ihn halt einfach drin, oder?
Das ist ganz sicher keine Option!
Jeder der schonmal ernsthafte Zahnschmerzen hatte, weiß wie quälend dieser Schmerz sein kann. Auch wenn uns die Pferde natürlich nur indirekt mitteilen können, dass sie Schmerzen haben, weiß man mittlerweile doch, dass die Arten der verschiedenen Nervenfasern, die die Zähne der Pferde versorgen die gleichen sind wie bei uns Menschen. Das bedeutet die Voraussetzungen für denselben gleichzeitig dumpfen, pochenden und stechenden Schmerz sind definitiv angelegt und alleine das sollte Grund genug sein einen entzündeten Zahn zu entfernen.
Ein weiterer Grund ist, dass es häufig nicht bei einem entzündeten Zahn bleibt. Mit zunehmender Dauer des Problems weitet sich der Entzündungsherd aus, es kommt zu Veränderungen des umliegenden Knochens, es entstehen Parodontosen und weitere Eintrittspforten für Bakterien. Bei den hinteren Oberkieferbackenzähnen kann sich die Entzündung auf die Kieferhöhlen ausweiten und es kommt zum berüchtigten einseitig, eitrige stinkenden Nasenausfluss. Dieser entsteht, wenn durch die Entzündung bereits Knochenanteile aufgelöst werden.
Klingt auch nicht besonders angenehm, oder? Hier kann dann auch wirklich nur noch die Fahrt in die Klinik helfen. Experimente mit Antibiotika und Schleimlöser sind in der Regel vergeblich, solange die Ursache nicht beseitigt wird.
Dass der Patient noch keine Wickel kaut oder noch nicht abgenommen hat, ist hier kein Indiz dafür, dass er keine Schmerzen hat. Im Kapitel „“… der frisst aber doch noch!”“ gehe ich noch einmal ausführlich darauf ein, warum sich Pferde in der Regel Schmerzen nur anmerken lassen, wenn es gar nicht mehr anders geht.
Das Tierschutzgesetz in §1 lautet: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
Mit dem Wissen um das Schmerzempfinden und die entstehenden Folgeschäden ist der Pferdehalter dazu verpflichtet das Pferd nach bestem Wissen und Gewissen tierärztlich behandeln zu lassen.
Das muss, wenn die Futteraufnahme noch weitgehend ungestört erscheint in der Regel nicht unbedingt Freitagabends im Notdienst passieren.
Manchmal ist das Hauptproblem erstmal ein messerscharfes, loses Fragment, das bei jeder Bewegung schmerzhaft in Zunge oder Backe schneidet. Die erste Maßnahme ist das Fragment entfernen zu lassen und die scharfen Ränder abzurunden und ein Schmerzmittel zu verabreichen. Die OP sollte dann aber trotzdem möglichst zeitnah erfolgen.
Das ist ganz sicher keine Option!
Jeder der schonmal ernsthafte Zahnschmerzen hatte, weiß wie quälend dieser Schmerz sein kann. Auch wenn uns die Pferde natürlich nur indirekt mitteilen können, dass sie Schmerzen haben, weiß man mittlerweile doch, dass die Arten der verschiedenen Nervenfasern, die die Zähne der Pferde versorgen die gleichen sind wie bei uns Menschen. Das bedeutet die Voraussetzungen für denselben gleichzeitig dumpfen, pochenden und stechenden Schmerz sind definitiv angelegt und alleine das sollte Grund genug sein einen entzündeten Zahn zu entfernen.
Ein weiterer Grund ist, dass es häufig nicht bei einem entzündeten Zahn bleibt. Mit zunehmender Dauer des Problems weitet sich der Entzündungsherd aus, es kommt zu Veränderungen des umliegenden Knochens, es entstehen Parodontosen und weitere Eintrittspforten für Bakterien. Bei den hinteren Oberkieferbackenzähnen kann sich die Entzündung auf die Kieferhöhlen ausweiten und es kommt zum berüchtigten einseitig, eitrige stinkenden Nasenausfluss. Dieser entsteht, wenn durch die Entzündung bereits Knochenanteile aufgelöst werden.
Klingt auch nicht besonders angenehm, oder? Hier kann dann auch wirklich nur noch die Fahrt in die Klinik helfen. Experimente mit Antibiotika und Schleimlöser sind in der Regel vergeblich, solange die Ursache nicht beseitigt wird.
Dass der Patient noch keine Wickel kaut oder noch nicht abgenommen hat, ist hier kein Indiz dafür, dass er keine Schmerzen hat. Im Kapitel „“… der frisst aber doch noch!”“ gehe ich noch einmal ausführlich darauf ein, warum sich Pferde in der Regel Schmerzen nur anmerken lassen, wenn es gar nicht mehr anders geht.
Das Tierschutzgesetz in §1 lautet: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
Mit dem Wissen um das Schmerzempfinden und die entstehenden Folgeschäden ist der Pferdehalter dazu verpflichtet das Pferd nach bestem Wissen und Gewissen tierärztlich behandeln zu lassen.
Das muss, wenn die Futteraufnahme noch weitgehend ungestört erscheint in der Regel nicht unbedingt Freitagabends im Notdienst passieren.
Manchmal ist das Hauptproblem erstmal ein messerscharfes, loses Fragment, das bei jeder Bewegung schmerzhaft in Zunge oder Backe schneidet. Die erste Maßnahme ist das Fragment entfernen zu lassen und die scharfen Ränder abzurunden und ein Schmerzmittel zu verabreichen. Die OP sollte dann aber trotzdem möglichst zeitnah erfolgen.
Ablauf einer Extraktion
zurück zum letzten Kapitel
OP-Versicherung?
weiter zum nächsten Kapitel