"Der frisst aber doch noch..."
...oder: die Leidensfähigkeit unserer Pferde ist groß
Viele unserer Pferde lassen sich die Katastrophen, die sich häufig hinter ihren Lippen befinden lange nicht anmerken. Besonders die Robustpferderassen lassen sich vielfach noch nicht einmal anmerken, wenn bereits jeder Bissen neue Verletzungen in der Backen- oder Zungenschleimhaut auslöst. Hier zeigt sich dann eben doch noch die Vergangenheit als Flucht- und Beutetier, für das es über Jahrtausende überlebenswichtig war sich körperliche Schwächen und Verletzungen möglichst nicht anmerken zu lassen.
Häufig finden sich dann im Vorgespräch doch irgendwo Hinweise, die auf Zahnprobleme hindeuten: „Hafer mag der nicht, den verteilt er immer in der Box und lässt ihn liegen. Der Osteopath war gerade da aber der wird immer wieder schief. Beim Auftrensen oder Reithalfter schließen schlägt er immer mit dem Kopf.“ Auch Rittigkeitsprobleme, die sich bei der Untersuchung der Maulhöhle mit auf die Zähne zurückführen lassen tauchen im Laufe der Behandlungen immer wieder auf (verwirft sich rechts/links, knirscht mit den Zähnen, stellt sich schlecht, wehrt sich gegen die rechte/linke Hand…).
Während eine schlechte Rittigkeit für Pferd und Reiter zwar lästig ist, führen scharfkantige Zähne und alle weiteren Veränderungen zu Problemen, die die Gesundheit des Pferdes bedrohen können.
Auch eine gebisslose Reitweise bedeutet übrigens nicht, dass das Pferd durch scharfe Kanten an den Backenzähnen nicht eingeschränkt wird. Gerade die gebisslosen Zäumungen drücken häufig die Backenschleimhaut gegen die Kanten und führen zu Schmerzen und Schleimhautverletzungen!
Besonders bei jungen Pferden im Zahnwechsel und bei älteren Pferden jenseits der 20 empfehlen sich Kontrollen im Abstand von 6 Monaten. Bei den übrigen Patienten reicht es in der Regel aus einmal jährlich zu kontrollieren und dann meist auch zu behandeln, es sei denn es sind bereits Probleme bekannt, die eine engmaschigere Kontrolle erfordern.
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