Wie läuft eine Routinezahnbehandlung ab?

Vor jeder Zahnbehandlung wird der Patient eingehend untersucht, um festzustellen, ob er gefahrlos sediert werden kann. Besonders das Herzkreislaufsystem wird in Augenschein genommen. Um akute Infektionen auszuschließen, wird natürlich auch Fieber gemessen. Zudem wird kontrolliert, ob eine Behandlung überhaupt nötig ist.

Angepasst an die körperliche Verfassung, den Vorbericht, das Alter und das Gewicht des Patienten, wird die passende Sedation ausgewählt und gespritzt. Es dauert nur wenige Minuten bis das Pferd schläfrig und der Kopf immer schwerer wird. Mehr Informationen zur Sedierung gibt es hier.

Im weich gepolsterten Dentalhalfter kann der Patient seinen Kopf während der Behandlung bequem ablegen. Ein Schnelllösesystem ermöglicht ein sofortiges Lösen der Aufhängung, falls sich das Pferd trotz Sedation erschreckt oder stolpert. Hier finden Sie mehr Infos zur Aufhängung.

Um eine freie Sicht auf alle Zähne und die Maulschleimhäute zu haben, wird das Pferdemaul mit sauberem Wasser gründlich gespült.
Um klebrige Rückstände zu vermeiden, sollten direkt vor der Behandlung keine Leckerlies oder Brot mehr gefüttert werden. Mehr Infos zur Vorbereitung der Behandlung finden Sie hier

Zähne und Schleimhäute werden ohne und mit eingesetztem Maulgatter eingehend untersucht und beurteilt. Winkel der Kauflächen, Zahnstruktur und das Vorhandensein von Veränderungen bilden die Grundlage für den Behandlungsplan.
Sie haben die Möglichkeit auch selbst einen Blick ins Maul zu werfen und sich die Befunde erklären zu lassen.

Mittels Zahnspiegel und verschiedenen Sonden lassen sich die Kauflächen noch besser beurteilen. Kariöse Bereiche und vergrößerte Zahnzwischenräume (Diastasen) können auf diese Weise eingeschätzt werden.
Für auffällige Befunde, die ggf. auch per Video oder Foto dokumentiert werden sollen, habe ich ein mobiles Zahnendoskop dabei.

Der zumeist größte Anteil der Routinezahnbehandlungen besteht in der Bearbeitung der Backenzähne. Überstehende und scharfe Kanten der Backenzahnreihen werden eingekürzt. Wellen und hohe Querkämme werden auf das Niveau der regulären Kaufläche reduziert. Auch maßvolle Winkelanpassungen können so vorgenommen werden. Wie immer gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Hier gibt es mehr Infos zum Behandlungskonzept

Im Anschluss an die Bearbeitung der Kauflächen werden die Kanten entgratet und abgerundet. Wichtig ist, dass auch die hintersten Backenzähne sorgfältig berundet werden, um ein schmerzhaftes Einklemmen von Schleimhaut zu vermeiden. Hier ist die durch die Sedierung hervorgerufene Entspannung der Kaumuskulatur besonders wichtig, da diese heiklen Stellen sonst nicht angemessen bearbeitet werden können. Hier gibt es mehr Infos zu den Backenzähnen.

Mit der Okklusion ist der Schluss der Zähne gemeint. Ziel ist eine gleichmäßige Reibung beim Verschieben des Unterkiefers in beide Richtungen. Weitere Anhaltspunkte verraten, ob und wie weit die Schneidezähne angepasst werden müssen. Getestet wird vor und nach der Behandlung der Kaufläche, sowie auch nach der Schneidezahnbehandlung. So wird die Balance zwischen Schneidezähnen, Backenzähnen und Kiefergelenk erreicht.

Sowohl die Länge, als auch der Winkel der Schneidezahnkaufläche, werden mit Hilfe einer scharfen, diamantbesetzten Schleifscheibe korrigiert. Auch Diagonalbisse oder geschwungene Konturen können angepasst werden. Bei starken Veränderungen kann es nötig sein die Anpassung in mehreren Sitzungen vorzunehmen, um eine Eröffnung der Pulpen (das "Leben" der Zähne) zu vermeiden. Mehr zum Thema finden sie hier.

Auch die Kanten der Schneidezähne werden abgerundet. Bei Bedarf werden die Hengstzähne eingekürzt und abgerundet. Dies verhindert Verletzungen der Lippenschleimhäute durch scharfe Kanten.
Die Okklusion wird ebenfalls nocheinmal getestet, um festzustellen, ob Backen- und Schneidezahnlänge nach der Behandlung zueinander passt oder ob es beim Verschub noch irgendwo hakt.

Während der Patient noch einige Minuten am Behandlungsplatz ausruht, werden die erhobenen Befunde mit Hilfe eines Zahnbefundbogens dokumentiert.
Ein Exemplar erhalten Sie im Anschluss an die Behandlung.
Was auf dem Bogen alles dokumentiert ist und was das alles bedeutet, erläutere ich Ihnen hier.