Die Sedation des Rentnerpferdes

„wir wollten ihm das nicht mehr zumuten“

„wir hatten Sorge, dass er die Sedierung nicht verträgt“

„er hat ja noch einigermaßen gefressen“

„bis jetzt sah er ja immer noch ganz gut aus“

„den konnte man früher immer ohne Sedierung behandeln“

Häufig wird mit der Zahnbehandlung des Rentnerpferdes zu lange gewartet.

Auch hier herrscht dringender Handlungsbedarf, damit Zähne ohne Gegenspieler nicht immer länger werden und überlange Schmelzkanten die Stabilität der verbliebenen Zähne gefährden

Das Problem ist, dass man sehr langen Intervallen auch sehr viele Baustellen auf einmal hat, die kaum noch in den Griff zu kriegen sind. Die Zähne werden, wie oben beschrieben, immer kürzer und sitzen auch nicht mehr so stabil in ihren Zahnfächern. Durch diesen abnehmenden Halt wird nicht nur das Kauen bei einem Stufen- oder Wellengebiss, sondern offenbar auch das Schleifen der Zähne als unangenehmer empfunden. Diesen Faktor muss man häufig durch eine angepasste Sedation ausgleichen. Da hilft es natürlich ungemein, wenn das Pferd durch kurze Kontroll- und Behandlungsintervalle auch immer nur sehr kurz sediert werden muss und nur kleinere Korrekturen vorgenommen werden müssen.

 

Die jahrelang brachliegende Großbaustelle ist trotz schonender Sedierung und angepasster Behandlung eine Belastung für das Pferd und die alten Tiere haben größere Schwierigkeiten sich an die veränderte Kausituation anzupassen.

Die Sedation wird in den allermeisten Fällen von den Rentnern viel besser weggesteckt als man manchmal denkt. Dennoch sollte der Sedation eine gründliche Voruntersuchung vorausgehen, um festzustellen, ob die Behandlung gerade notwendig ist. Auch eine gründliche Allgemeinuntersuchung sollte vor der Sedation jedes Patienten selbstverständlich sein.

Auch Patienten mit Herzproblemen sollte man die Zahnbehandlung nicht grundsätzlich vorenthalten. Auch hier gilt, lieber öfter kontrollieren und dann eine kurze Behandlung durchführen, als lange zu warten und dadurch lange Behandlungszeiten zu provozieren. In den allermeisten Fällen wird die Sedation auch beim Vorliegen von Herzgeräuschen oder sporadisch aufgetretenen Kreislaufproblemen gut verkraftet. Die Behandlung sollte bei diesen Patienten wenn möglich natürlich nicht im Hochsommer stattfinden und der Stall sollte insgesamt gut belüftet und schattig sein.

Mit einer Kombination verschiedener Medikamente kann man eine individuell passende Sedierung auch beim alten Pferd erreichen.

Eine angepasste Auswahl der Sedativa kann zu starkes Schwanken oder auch starke Blutdruckabfälle vermeiden, bei Risikopatienten kann ein Venenzugang gelegt werden, der es ermöglicht im Zweifel schnell eine Infusion zur Kreislaufstabilisierung zu verabreichen. Auch ein Mittel zur Aufhebung der Sedation ist vorhanden und kann im Notfall gespritzt werden.

Man muss sich immer vor Augen halten, dass die fraglichen Patienten, die in der Regel schon auf die 30 zugehen in der freien Wildbahn mit Zahnproblemen jetzt elendig verhungern würden. Auch bei uns leiden die Pferde häufig sehr unter den oben beschriebenen Zahnproblemen


Nach einer gründlichen Voruntersuchung kann die Sedierung dem Gesundheitszustand des Patienten angepasst werden. In kritischen Fällen empfiehlt es sich vorweg einen Herzultraschall oder EKG zu machen. Kommt die Fahrt in die Klinik nicht infrage müssen wir uns über die Konsequenzen eines Kreislaufzwischenfalls unterhalten.

Oftmals ist die Notwendigkeit einer Behandlung aber so dringlich, dass das Risiko notfalls in Kauf genommen werden sollte, um dem Pferd ein schmerzfreies Fressen zu ermöglichen

Ernährung des Rentnerpferdes

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