Schneidezahn-Totalextraktion – Die Lösung aller Probleme?

Keine Frage, dass hier Handlungsbedarf besteht. Die Entzündungszeichen sind im gesamten Schneidezahnbereich unübersehbar

Dass bei einigen Formen und Ausprägungen der EOTRH-Symptomatik die Totalextraktion als letzte Lösung die beste Therapieform für viele betroffene Pferde darstellt, ist unbestritten. Was mich in letzter Zeit allerdings vermehrt mit Sorge erfüllt ist die Tatsache, dass die Totalextraktion von vielen Pferdebesitzern, aber auch Tierärzten als fast schon präventive Maßnahme angesehen wird. Tauchen erste Symptome am Pferd oder auch nur im Röntgenbild auf, wird gleich die Totalextraktion ins Spiel gebracht. Natürlich muss der Besitzer dahingehend aufgeklärt werden, dass es sich um eine Krankheit mit unter Umständen fortschreitendem Verlauf handelt. Sicherlich ist es fair hier mit offenen Karten zu spielen und auch über das WorstCase Szenario aufzuklären.

Dazu gehört aber auch aufzuklären, dass Pferde ohne Schneidezähne zwar gut überleben können und es in vielen Fällen auch zu einem deutlichen Zugewinn an Lebensqualität kommt, wenn der chronische Entzündungsherd erstmal beseitigt ist. Aber es handelt sich auch um einen gravierenden Eingriff in die Biomechanik des Kauvorgangs, der durchaus einen starken Einfluss auf die Belastung und Lebensdauer der Backenzähne haben kann.

Die Drei-Punkte-Balance aus Kiefergelenk, Backenzahnkaufläche und Schneidezähnen ist nur gegeben, wenn auch alle drei Punkte noch vorhanden sind. Fehlt eine der Komponenten (in diesem Fall die Schneidezähne), verschwindet der Druck nicht einfach, sondern muss umverteilt werden. Im beschriebenen System landet der Druck auf den vorderen Backenzähnen (Prämolare), die im Normalfall deutlich weniger Druckbelastung erfahren, als die hinteren Backenzähne (Molare).

Sind die Prämolaren, allen voran die 6er ganz vorne, aber bereits vorgeschädigt, bilden Rampen oder sind eventuell ohnehin schon leicht instabil, kann die vollständige Entfernung aller Schneidezähne einen Dominoeffekt auslösen: Die ersten Backenzähne geben nach, fangen an zu wackeln und müssen entfernt werden. Die Zahnreihe fängt an zu wandern, die Zähne rutschen langsam nach vorne und auseinander – es bilden sich Lücken, die wiederum chronisch entzündete Zahnfleischtaschen zur Folge haben. Weitere Zähne sind dem Druck nicht mehr gewachsen und werden zunehmend überlastet, das Pferd kaut immer schlechter und verliert nach und nach seine Backenzähne.

Hier wird es dann kautechnisch wirklich kritisch. Kommen Pferde mit dem Verlust aller Schneidezähne noch sehr gut klar, kann der Verlust der Backenzahnkaufläche ab einem bestimmten Punkt (und der ist von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich) nicht mehr kompensiert werden. Das Pferd magert ab und kann letztlich nur noch per Heucobs bedarfsgerecht ernährt werden.

Das ist der andere WorstCase der eintreten kann, bei guter Beratung und engmaschiger Zahnkontrolle aber nicht muss.

Fehlen die Schneidezähne kann es problematisch werden die Backenzähne noch in der gewohnten Qualität zu versorgen.

Ein weiteres Problem das selten vor der Totalextraktion thematisiert wird, ist die folgende Behandlung der Backenzähne. Aus den oben genannten Gründen empfiehlt es sich natürlich die Backenzähne des Patienten engmaschig auf Veränderungen zu kontrollieren, ggf. auszubalancieren und auch weiterhin entstehende Kanten abzurunden. Im Normalfall wird dazu ein Maulgatter eingesetzt, auf dessen Beißplatten die Schneidezähne flächig aufliegen. Das Maul wird schmerzfrei aufgehalten, während der Behandelnde mit guter Übersicht und Ruhe untersuchen und behandeln kann.

Fehlen die Schneidezähne, wird die Backenzahnbehandlung häufig zum Problem. Ober- und Unterkieferknochen liegen nur von einer dünnen Schicht Bindegewebe und Schleimhaut bedeckt direkt auf den Beißplatten, teilweise passen die Längenverhältnisse nicht mehr optimal zueinander oder die Hengstzähne machen plötzlich Probleme, weil sie an der Plattenkante anstoßen.

Viele Behandler haben individuelle Lösungen für diese Herausforderungen, die von Pferd zu Pferd unterschiedlich gut funktionieren. Fakt ist aber, dass eine sorgfältige Behandlung der Backenzähne nach der Totalextraktion um ein Vielfaches schwieriger und für das Pferd stressiger ist (auch weil häufig mehr Sedation benötigt wird), als vorher.

Selbstverständlich befürworte ich eine Extraktion eines klinisch (am Pferd sichtbar) und röntgenologisch entzündeten Zahns, da die Schmerzhaftigkeit eines solchen Befundes mittlerweile auch unbestritten ist. Allerdings kann ich Aussagen wie „dann machen wir doch gleich alle Schneidezähne raus, dann müssen wir nicht nochmal damit anfangen“ oder „irgendwann wird es die anderen Zähne ja auch betreffen, dann ziehen wir zur Sicherheit gleich alle“ nicht unterstützen.

Hier muss von Fall zu Fall entschieden werden und auch die Beschaffenheit der Backenzähne berücksichtigt werden. Es ist schließlich keine Lösung sich mit der vermeintlichen einfachen Lösung ein viel größeres Problem zu schaffen!

Ein weiteres Problem das selten vor der Totalextraktion thematisiert wird, ist die folgende Behandlung der Backenzähne. Aus den oben genannten Gründen empfiehlt es sich natürlich die Backenzähne des Patienten engmaschig auf Veränderungen zu kontrollieren, ggf. auszubalancieren und auch weiterhin entstehende Kanten abzurunden. Im Normalfall wird dazu ein Maulgatter eingesetzt, auf dessen Beißplatten die Schneidezähne flächig aufliegen. Das Maul wird schmerzfrei aufgehalten, während der Behandelnde mit guter Übersicht und Ruhe untersuchen und behandeln kann.

Fehlen die Schneidezähne, wird die Backenzahnbehandlung häufig zum Problem. Ober- und Unterkieferknochen liegen nur von einer dünnen Schicht Bindegewebe und Schleimhaut bedeckt direkt auf den Beißplatten, teilweise passen die Längenverhältnisse nicht mehr optimal zueinander oder die Hengstzähne machen plötzlich Probleme, weil sie an der Plattenkante anstoßen.

Fehlen die Schneidezähne kann es problematisch werden die Backenzähne noch in der gewohnten Qualität zu versorgen.

Viele Behandler haben individuelle Lösungen für diese Herausforderungen, die von Pferd zu Pferd unterschiedlich gut funktionieren. Fakt ist aber, dass eine sorgfältige Behandlung der Backenzähne nach der Totalextraktion um ein Vielfaches schwieriger und für das Pferd stressiger ist (auch weil häufig mehr Sedation benötigt wird), als vorher.

Selbstverständlich befürworte ich eine Extraktion eines klinisch (am Pferd sichtbar) und röntgenologisch entzündeten Zahns, da die Schmerzhaftigkeit eines solchen Befundes mittlerweile auch unbestritten ist. Allerdings kann ich Aussagen wie „dann machen wir doch gleich alle Schneidezähne raus, dann müssen wir nicht nochmal damit anfangen“ oder „irgendwann wird es die anderen Zähne ja auch betreffen, dann ziehen wir zur Sicherheit gleich alle“ nicht unterstützen.

Hier muss von Fall zu Fall entschieden werden und auch die Beschaffenheit der Backenzähne berücksichtigt werden. Es ist schließlich keine Lösung sich mit der vermeintlichen einfachen Lösung ein viel größeres Problem zu schaffen!

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