Ein Schreckgespenst in aller Munde?

Um die Erkrankung mit der Abkürzung EOTRH kommt mittlerweile kaum noch ein Pferdehalter herum. 

Ich ver­suche hier fort­laufend immer wieder Fragen zu bear­beiten, die sich im Praxis­alltag stellen und die für alle, die sich mit dem Thema beschäf­tigen wollen/­müssen inter­essant sein könn­ten.

Ich will und kann hier keine allge­mein gültigen Behaupt­ungen auf­stellen, die dann für jeden Patienten gleiche­rmaßen gelten. Jedes Pferd ist anders, hat eine andere Vor­ge­schichte und einen indi­vidu­ellen Krank­heits­verlauf. Ich will hier Anre­gungen und Infor­mationen geben, die end­gül­tige Therapie kann aber nur in Zu­sammen­arbeit mit Ihrem Tier­arzt, Pferde­dental­praktiker oder einer spezi­ali­sierten Pferde­klinik gewählt werden.

Die geprüften Pferded­ental­praktiker der IGFP können Ihnen hier weiter­helfen. Über die Mi­tglieder­suche auf der IGFP-Home­page finden Sie sicher­lich auch jemanden in Ihrer Nähe.

Des Weiteren weise ich darauf hin, dass die Aus­sagen hier natür­lich mit bestem Wissen und Gewissen ge­troffen werden. Alle Themen rund um die Zähne unter­liegen aber einem rasanten Fort­schritt in der Forschung, so dass manche Aus­sagen viel­leicht auch mit einer neu erschei­nenden Studie wieder rela­tiviert oder korri­giert werden müssen (was im Praxis­alltag manchmal auch nicht ganz zeit­nah passiert). Falls Ihnen dahin­gehend etwas auf­fällt, bin ich für einen Hinweis per Mail sehr dankbar.

Ausgeschrieben und übersetzt erklärt sich das Wesen dieser Erkrankung, die zumeist die Schneide- und Hengstzähne betrifft, fast von alleine:

Das bedeutet in der Zusammenfassung: Aus bislang unbekannten Gründen gibt es bei den Pferden (ähnlich übrigens auch bei Katzen) eine Erkrankung, bei denen die Odontoklasten Zahnsubstanz auflösen oder fressen. Diese Bereiche werden in vielen Fällen durch Zahnzement aufgefüllt, was jedoch nicht in geregelten Bahnen geschieht, sondern unkontrolliert und übermäßig. Das führt zu den bekannten knolligen Zahnwurzeln.

Leider weiß man heute noch immer nicht, warum diese Krankheit entsteht. Es gibt hier einige anatomisch und physiologisch begründete Hypothesen an denen gerade mit Hochdruck geforscht wird.

deutlich zu erkennen ist der sehr flache Winkel der Schneidezähne. Möglicherweise durch jahrelange Drucküberlastung

Bei den Überlastungstheorien lassen sich Parallelen zur Hufrehe-Entstehung erkennen. Auch hier wird eine stark durchblutete und stark mechanisch beanspruchte Struktur überlastet oder aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr stark genug durchblutet. Letztlich reagiert auch die Huflederhaut bei chronischer Rehe mit verstärkter Hornbildung, aus der der knollige Rehehuf entsteht.

Da die Ursache nicht bekannt ist, sind auch die Behandlungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Passend zu den Druck- und Überlastungshypothesen hat es sich bewährt, die Schneidezähne betroffener Pferde zu entlasten oder sogar vollständig aus der Reibung zu nehmen.

Bei dieser Maßnahme ist allerdings die perfekte Bearbeitung der Backenzahnkaufläche noch wichtiger als ohnehin schon. Wir erinnern uns an das Gleichgewicht aus Schneidezähnen, Backenzähnen und Kiefergelenk: Wird ein Teil des Gleichgewichts entfernt, müssen die restlichen Anteile umso besser aufeinander abgestimmt sein, damit es nicht zur Überlastung weiterer Zähne kommt!

Rein gefühlsmäßig begegnen einem in der Praxis mehr Ponys, als Groß­pferde mit EOTRH, jedoch gibt es auch hier­zu noch keine verläss­lichen Zahlen

Leider ist auch noch immer nicht geklärt welche Pferde besonders gefährdet sind. In einer Studie von 2017 (Rehrl et al.) wurden von 142 Pferde im Alter zwischen 10 und 37 Jahren Röntgenbilder der Schneidezähne angefertigt und beurteilt. Bei insgesamt 62 Prozent der Pferde wurden starke Zahnveränderungen gefunden.

Der Einfluss genetischer (rassebedingter) Faktoren, der Fütterung (mehr Heu, weniger Heu, Heu aus Heunetzen, Spurenelemente, Mineralfutter etc.) oder auch von Stoffwechselerkrankungen (Cushing, EMS…) ist ebenfalls noch völlig ungeklärt.

Verlaufsformen EOTRH

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