Zahnprotokoll
Klicken Sie mit der Maus auf die blau markierten Bereiche im Zahnprotokoll, um mehr über die einzelnen Punkte zu erfahren.
Vorbericht
Was ist in der letzten Zeit beim Reiten oder Fressen aufgefallen das auf Zahnprobleme hinweisen kann? Gibt es Vorerkrankungen, die Auswirkung auf die Sedierung, Anwendung von Medikamenten oder die Zahngesundheit haben?
Lebensmitteltier
Je nachdem das Pferd noch als Lebensmitteltier im Pferdepass geführt wird oder nicht, können bestimmte Medikamente nicht eingesetzt werden. Bei manchen Medikamenten ist die Anwendung nur möglich, wenn der Pferdepass zur Eintragung der Medikation vorliegt. Zudem muss ein Arzneimittelanwendungsbeleg erstellt und abgegeben werden, der von Ihnen im Pass aufbewahrt werden muss. Der zusätzliche Aufwand verursacht auch Extrakosten.
Herz- und Atemfrequenz
Wird vor der Sedation durch abhören von Herz und Lunge festgestellt. Wichtiger sind aber für die Sedation eventuelle weitere Befunde. Zusammengezogene Bronchien, Sekret in den oberen Atemwegen (wie im Beispiel), Herzgeräusche oder auch Herzarrhythmien.
Impfschutz
Wie steht es um den Tetanusschutz? Bei fragwürdiger Impfvorgeschichte besteht die Möglichkeit den Antikörpertiter zu bestimmen, um auf der sicheren Seite zu sein. Eine Impfung (auch Influenza und Herpes) ist zusätzlich zu einer Routinezahnbehandlung kein Problem. Bei aufwändigeren Behandlungen oder Extraktionen sollte das Immunsystem nicht zusätzlich strapaziert werden. Die Ausnahme bildet hier eine notwendige Tetanusimpfung.
BCS
Der sogenannte Body Condition Score bewertet den Ernährungszustand des Patienten von 1 (Haut und Knochen) bis 10 (kann sich quasi nur noch rollend fortbewegen). Der Zielwert liegt zwischen 5 und 6. Übrigens: Bei der Sedation wird das Idealgewicht berücksichtigt. Ein stark übergewichtiges Pferd braucht im Normalfall nicht mehr Sedation.
Auffälligkeiten im Kopfbereich
Je nach Kooperation des Patienten werden noch vor der Sedation bestimmte Strukturen am Kopf abgetastet und in ihrer Symmetrie am Kopf verglichen.
Hinter TMJ verbirgt sich das Kiefergelenk (temporomandibular joint), hier wird die Druckschmerzhaftigkeit und die Breite der Gelenkspalten überprüft. Das Genick erklärt sich von selbst.
Lnn. mand. sind die Mandibularlymphknoten zwischen den Unterkieferästen. Eine einseitige Vergrößerung oder Schmerzhaftigkeit, kann auch auf ein Zahnproblem in diesem Bereich des Kiefers hinweisen. Sind die Lymphknoten insgesamt stark vergrößert, muss anhand anderer Parameter (Körpertemperatur etc.) zunächst überprüft werden, ob das Pferd überhaupt fit ist, um die Sedation gut zu vertragen.
Sedation
Was wurde wann gespritzt? Hier kann man auch erkennen, ob die Nachsedierung schon ein paar Minuten nach der ersten Dosis gegeben wurde (was ein Hinweis sein kann beim nächsten Mal gleich mit etwas höherer Dosis zu starten).
Wurde die nächste Spritze erst eine halbe Stunde später gegeben, dann hat die Behandlung einfach so lange gedauert, dass der Patient wieder wacher geworden ist oder die Sedation schneller als geplant verstoffwechselt hat.
Wirkung
Hier wird angegeben wie die Sedation am Behandlungstag gewirkt hat. Das kann von Mal zu Mal, abhängig von der Tagesform auch mal unterschiedlich sein.
Ataxie meint wie sehr das Pferd während der Sedation geschwankt und gewackelt hat. Auch wenn Ihnen das Ganze vielleicht zwischenzeitlich etwas unheimlich war, solange die Grünen Kästchen angekreuzt sind war alles "im grünen Bereich".
Die Gesamtbeurteilung sagt aus, ob man die Dosierung beim nächsten Mal wieder genauso übernehmen kann, oder ob Dosis oder Wirkstoffkombination vielleicht überdacht werden sollten. Da spielen auch die Punkte hinein, die evtl. unter sonstiges zu finden sind.
Heftiges kauen, Kopfschlagen, Vorwärtsdrängeln, Zucken oder Schwitzen fließen auch in die Einschätzung ein, ob die Sedation gut funktioniert oder eher nicht.
Schneidezahnkontur
Die Kontur der Schneidezähne kann entweder regelmäßig und gerade, gebogen oder Wellenförmig sein. Der Smile bezeichnet eine Kontur wie der Mund bei einem lachenden Smiley :-) der Frawn das Gegenteil :-(
Das ganze ist oft auch in Kombination mit einer diagonalen Kontur zu finden.
Diagonalbiss
Die Bezeichnung erklärt sich wieder fast von selbst, auf- oder absteigend ist jeweils in Leserichtung von links nach rechts gemeint (ähnlich wie beim Verkehrsschild)
Auffälligkeiten im Kopfbereich Teil 2
Eine asymmetrisch ausgeprägte, oder auch zurückgebildete (atrophierte) Kaumuskulatur weist häufig auf einseitige Zahnprobleme hin. Beim alten Pferd mit wenigen oder sehr glatten Zähnen sieht man häufig eine stark zurückgebildete Muskulatur, die auf eine schlechte Futterverwertung und die Notwendigkeit mit Heucobs gegenzusteuern hinweist.
Nasenausfluss ist, besonders wenn er nur einseitig auftritt immer ein Anzeichen für Probleme im Nasennebenhöhlenbereich. Besonders wenn er gelblich, zähflüssig und extrem übel riechend auftritt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Zahnproblem bis in die Kieferhöhle vorgedrungen.
Foetor ex ore bedeutet wörtlich "Geruch aus dem Maul" was diesen Punkt auch hinreichend erklären sollte.
Länge
Sind die Schneidezähne im Verhältnis zu den Backenzähnen zu lang? Oder vielleicht zu kurz weil der Patient exzessiv koppt oder die Zähne am Fressgitter abwetzt?
Über-/ Unterbiss
In der Behandlungshaltung mit hohem Kopf und gestrecktem Unterhals hat in der Regel jedes Pferd einen Überbiss, das bedeutet der Oberkiefer steht weiter nach vorne heraus als der Unterkiefer. Wichtig ist was in physiologischer (normaler) Fressposition mit tiefem Kopf passiert. Over- oder Underjet sagt aus, ob die Zahnkante z.B. bei einem Überbiss auch noch vorne überhängt, ähnlich wie bei einem Papageienschnabel.
Parodontose
Gibt es Veränderungen im Zahnfleisch der Schneidezähne? Die Gradbezeichnung dient der besseren Vergleichbarkeit. Zusätzlich werden hier auch Fistelkanäle, Rötungen, Wulstbildungen oder andere Befunde vermerkt, die auf eine EOTRH-Erkrankung oder andere Schneidezahnentzündungen hinweisen können.
scharfe Kanten
Wie scharf sind die Kanten der Zahnreihe und wo sitzen die Schärfen?
Buccal - Richtung Backenschleimhaut
Lingual - Richtung Zunge im Unterkiefer
Palatinal - Richtung Gaumen im Oberkiefer
Querkämme
Wie stark sind die Querkämme der Kaufläche ausgebildet?
ATR - erhöhte Querkämme
ETR - extrem hohe Querkämme
oder eher eine glatte oder senile Kaufläche?
Weitere Auffälligkeiten
Was ist sonst noch auffällig an der Kaufläche?
Gibt es Haken an den Enden der Zahnreihe? Wenn ja wie groß? Oben oder unten?
Gibt es auffällige Wellen oder Rampenbildung? Sind Stufen oder gar Meißelzähne ausgebildet?
Hengstzähne
die Hengstzähne heißen auf "schlau" Canini, da sie eben nicht nur bei männlichen Pferden vorkommen. Auch bei Stuten sind die "4er" immer mal wieder zu finden.
Wenn vorhanden: Gibt es Veränderungen? Frakturen? Zahnstein? Karies?
Sind sie besonders spitz oder lang und müssen gekürzt oder abgerundet werden?
Wolfszähne
Auch hier stellt sich zunächst die Frage, ob die Zähne überhaupt vorhanden sind. Wenn ja, wie viele und wo? Gibt es Besonderheiten (Fraktur? Wurzelreste? Entzündungen?) und wurden sie gezogen?
Weichteile
gab es Schleimhautverletzungen der Backe oder Zunge durch scharfe Kanten oder Haken? Wie sahen die Maulwinkel aus? Gab es Auffälligkeiten im Bereich der Gebisslage?
Beweglichkeit
Wie lässt sich der Unterkiefer beim entspannten Pferd mit geschlossenem Maul verschieben? Sowohl seitlich (lateral), als auch vor und zurück (AP-Beweglichkeit). Ist der Unterkiefer frei beweglich? Ist die Bewegung in eine Richtung eingeschränkt? Hakt es beim Verschieben? Knirscht oder quietscht es?
Das Ganze wird vor- und auch nach der Behandlung getestet.
Okklusion
Beschreibt die Stellung der Zahnreihen zueinander und ist ein definiertes Maß für die Reibung der Kauflächen aufeinander im Verhältnis zur Länge der Schneidezähne.
Grundsätzlich sollte die Okklusion nach der Behandlung besser (höhere Prozentzahl) sein als vorher, allerdings gibt es auch Fälle in denen das erstmal nicht möglich ist (z.B. hohe Rampen im Bereich der Prämolaren).
Mittellinienverschub
Standen Ober- und Unterkiefer vor der Behandlung mittig aufeinander? Wie sah es hinterher aus?
Zeichnung
Hier werden nochmal alle Abweichenden Befunde eingezeichnet. Zur besseren Erkennbarkeit zeichne ich alle Abweichungen der Zähne mittlerweile in Rot ein. Futter ist grün.
Es handelt sich hierbei allerdings um eine Skizze. Es geht nicht unbedingt darum, dass das Ganze genau maßstabsgetreu festgehalten wird. Die Veränderungen sollten gut sichtbar sein und können manchmal auch etwas übertrieben aussehen. Je nach Tagesform.
Eine genaue Dokumentation findet im Zweifel über die Endoskopie und Fotos statt.
Behandlungsintervall
Wann soll die nächste Kontrolle stattfinden?
Hierbei handelt es sich nur um einen Schätzwert aufgrund meiner Erfahrung und vorangegangener Intervalle. Wenn Ihnen früher Probleme auffallen, die mit den Zähnen zusammen hängen können, dann melden Sie sich bitte entsprechend früher!
Dopingkarenz
Wie lange dürfen Sie nach der Behandlung aufgrund der Sedation nicht auf einem Turnier starten?
Hier finden Sie Links zur Suchfunktion für Wirkstoffe und Karenzzeiten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), sowie die Anti-Doping- und Medikamentenkontrollregeln der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), kurz ADMR zum kostenlosen Download.
Weitere Veränderungen
Was war sonst noch auffällig am Gebiss des Patienten?
Gibt es Frakturen, Fissuren, kariöse Veränderungen, wackelige oder instabile Zähne? Gibt es Futtergefüllte Zahnlücken (Diastasen oder Diastemata)? Wurden sie behandelt, wenn ja wie?
Empfehlungen
Was ist nach der Behandlung zu beachten? Gibt es Einschränkungen was die Wahl der Futtermittel oder des Trainings in den nächsten Tagen angeht?
Macht es Sinn nach der Behandlung eine osteopathische oder chiropraktische Behandlung einzuplanen?
Sollten Veränderungen weiter abgeklärt werden (Röntgen, CT)? Sollten Zähne gezogen werden, wenn ja, in einer Klinik?
Das alles finden Sie im letzten Abschnitt des Befundbogens
letzte Zahnbehandlung
Immer wieder eine spannende Information, auch um kommende Behandlungsintervalle besser einschätzen zu können.
Patientendaten
Diese Informationen finden sich im Pferdepass. Sollten hier Felder frei geblieben sein, habe ich den Pass vielleicht nicht gesehen weil er zur Behandlung nicht vor Ort war. Dann auf jeden Fall bei der nächsten Behandlung vorlegen!
Eine Ausnahme bildet die Mikrochipnummer bei Pferden, die vor 2009 geboren worden sind, damals schon einen Pass hatten und auch nicht importiert wurden. Die haben in der Regel keinen Chip und brauchen auch keinen.