GRUNDSÄTZLICHES zur Zahnextraktion

Wie beim Menschen kann es auch beim Pferd vorkommen, dass ein Zahn nicht mehr erhalten werden kann und gezogen werden muss. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen über Entzündungen der Wurzel über entzündliche Veränderungen des Zahnhalteapparats bis hin zu verschiedenen kariösen Prozessen oder Frakturen.

Reparatur der ehe­mals wohl er­öff­neten Pulpen­posi­tion durch Pulpen­steine aus Tertiär­dentin

Während bestimmte Befunde in der Regel immer eine Extraktion nach sich ziehen, um eine Verschlimmerung zu verhindern oder dem Pferd Schmerzen und Leiden zu ersparen, können andere Befunde erstmal weiter beobachtet werden.

Das spannende am Pferdezahn ist, dass gerade der auf ständige Abnutzung konzipierte Aufbau auch ermöglicht, dass Pferdezähne eine körpereigene Füllung herstellen können. Gerade bei Frakturen im Kronenbereich hat man häufig Glück und eine eröffnete Pulpa wird wieder erfolgreich verschlossen.

Probleme entstehen nur dann, wenn der Bereich entweder zu großflächig eröffnet wurde und ein schneller Verschluss nicht gelingen kann oder wenn die Bakterien schneller sind und das Zahninnere (die Pulpa) bereits infiziert haben. Um sicher zu gehen, dass es in der Folge nicht doch zu Problemen kommt, sollte aber gerade diese Patienten weiterhin engmaschig, das heißt mindestens alle 6 Monate, ggf. auch mit einer Röntgenkontrolle betreut werden.

Bei der­artigen tiefen Frak­turen mit kari­ösem Aus­löser ist der Zahn nicht mehr zu erhal­ten und muss ge­zogen werden!

Bei tiefer reichenden Frakturen, die häufig auch durch kariöse Prozesse oder entzündliche Veränderungen der Zahnpulpa ausgelöst oder begleitet werden, hat man in der Regel weniger Glück. Hier kaut sich das Futter tief in den Frakturspalt ein und verursacht chronische Entzündungen. Das ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern kann sich über längere Zeit sehr negativ auf den Allgemeinzustand des Pferdes auswirken!

Viele Pferde lassen sich auch bei wirklich heftigen Befunden ihre Probleme kaum anmerken und kompensieren die Probleme durch Kauen auf der anderen Seite. Letztlich werden manche Probleme erst durch das Auftreten von orthopädischen Problemen deutlich. Kau- und Bewegungsmuskulatur sind durch Faszien eng miteinander verbunden und Asymmetrien beim Kauen ziehen sich irgendwann durch den gesamten Körper.

Hier haben die Reparaturmechanismen leider nicht (schnell genug) funktioniert. Man sieht deutlich die eröffnete und nekrotische Pulpa des Unterkieferzahns (grau)
Es hatte sich bereits eine Fistel gebildet, die durch eine deutliche Beule am Unterkiefer zu sehen war (markiert durch die Kette im Röntgenbild). Der Zahn wurde in der Klinik entfernt.

Warum so kompliziert?

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