Dentist? Pferdezahnarzt? Dentalpraktiker? Oder einfach „nur“ Tierarzt?
Im Internet und den Medien schwirrt eine Vielzahl von Begriffen herum, die alle Menschen bezeichnen, die Pferdezähne behandeln. Nicht nur der Laie ist hier oftmals überfordert und fragt sich wo hier die Unterschiede liegen.
Die Hauptfrage ist dabei meist recht simpel: Wer von diesen Leuten kann mein Pferd nun am besten behandeln?
Die Antwort ist leider weniger simpel und lautet zunächst: Es kommt darauf an…
Wichtiger als die Namensgebung ist die Frage: Wo hat derjenige sein Wissen her?
Bei dem Begriff Zahnarzt denken die meisten erst einmal an einen speziellen Studiengang, wie man es aus der Humanmedizin gewohnt ist. Ein komplettes Studium das sich „nur“ mit dem Thema Zähne, Zahnbehandlung und artverwandten Fragestellungen auseinander setzt, gibt es in der Tiermedizin allerdings nicht.
Tierärzte, die Zähne behandeln haben zunächst alle erstmal Tiermedizin studiert und sollten sich dann entweder schon während dem Studium oder im Anschluss mehr oder weniger spezialisiert haben. Aber auch das muss nicht unbedingt sein. Da das Thema Pferdezähne im Studium in der Vergangenheit nur spärlich thematisiert wurde und praktische Übungen fast nicht stattfanden, ist auch hier keine Garantie gegeben, dass der Tierarzt der die Zähne raspelt auch tiefer greifende Erfahrungen in der Funktionsverbesserung des Pferdegebisses mitbringt.
Anders sieht es bei Tierärzten aus, die sich entsprechend weitergebildet und spezialisiert haben. Tierärzten steht hier einerseits die Weiterbildung in spezialisierten Praxen zur Verfügung. Diese berechtigt nach einer (je nach Bundesland unterschiedlich langen) Weiterbildungszeit und einer anschließenden Prüfung zum Führen der Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde.
Eine andere Möglichkeit besteht darin eine Ausbildung in einer der verschiedenen Ausbildungsstätten in Deutschland aber auch der USA oder Kanada zu absolvieren, Praktika bei verschiedenen geprüften PferdeDentalPraktikern zu machen und an Workshops teilzunehmen. Anschließend kann man sich bei der IGFP (Internationale Gesellschaft zur Verbesserung der Pferdezähne – größte Organisation in Deutschland) oder der IAED (International Association of Equine Dentistry – das amerikanische Pendant) prüfen lassen.
Die Prüfung dauert mehrere Tage und beinhaltet sowohl das theoretische Wissen über alles rund um die Pferdezähne, als auch die praktische Untersuchung, Behandlung und Dokumentation. Im Anschluss an die bestandene Prüfung (bei der IGFP), darf man die Bezeichnung PferdeDentalPraktiker nach IGFP tragen.
Verwirrung entsteht häufig dadurch, dass auch nichttierärzte Zähne behandeln dürfen. Auch hier werden immer wieder alle möglichen Bezeichnungen durcheinander gewürfelt und machen das Chaos komplett.
Zunächst einmal: Ob ein Tierarzt oder ein Nichttierarzt die Zähne Ihres Pferdes behandelt sagt zunächst erstmal nichts darüber aus, ob die Arbeit gut oder schlecht ausgeführt ist. Teilweise ist eher das Gegenteil der Fall! Während es durchaus Tierärzte gibt, die ab und zu im Praxisalltag „auch Zähne raspeln“, haben sich die nichttierärztlichen Kollegen in aller Regel hochgradig auf diese Aufgabe spezialisiert. Viele haben extrem viel Enthusiasmus, Zeit und Geld investiert, um dieser Beschäftigung nachgehen zu können.
Auch die nichttierärztlichen Kollegen, können bei der IGFP die Prüfung zum PferdeDentalPraktiker ablegen. Hier ist Ihr Pferd auf jeden Fall in den besten Händen.
Der große Unterschied besteht darin, dass die nichttierärztlichen Behandler, unabhängig von ihrer Ausbildung und Zertifizierung die Patienten nicht sedieren dürfen. Ebenso dürfen sie keine Zahnextraktionen oder vergleichbare Operationen selbständig durchführen. Das bedeutet, dass in diesem Fall immer zusätzlich ein Tierarzt vor Ort sein muss, der die Sedation durchführt und überwacht.