Zusammen mit dem Kiefergelenk und der Kaufläche der Backenzähne bilden die Schneidezähne den dritten Anteil eines ausgeklügelten Gleichgewichts, das einen physiologischen Kauvorgang ermöglicht.
Da die Schneidezähne, wie im vorletzten Kapitel bereits ausgeführt, bei unseren Hauspferden aber kaum noch Abnutzung erfahren, werden sie oftmals immer länger. Dadurch verschiebt sich dass Druckgleichgewicht zwischen Kiefergelenk, Backenzahnkaufläche und Schneidezähnen. Die Backenzähne stehen weiter auseinander, dadurch muss das Pferd mehr Druck ausüben, um auch kleine Haferkörner oder feines, weiches Heu noch mahlen zu können. Belastet wird schließlich besonders das Kiefergelenk und die Schneidezähne, die häufig entzündlich auf diesen Dauerstress reagieren.
Werden dann zusätzlich nur die Backenzähne bearbeitet und hierbei aufgrund von Wellen oder Rampen auch die Kaufläche stark geschliffen, gerät dieses Ungleichgewicht noch weiter aus den Fugen. Schließlich entsteht das, für alte Pferde „typische“ Pinzettengebiss, bei dem sich die Schneidezähne immer weiter herausdrücken und Parodontosen. Auch die Entstehung von EOTRH aufgrund von erhöhtem Druck (neben weiteren Faktoren) wird aktuell diskutiert.
Um Drucküberlastungen des Schneidezahnhalteapparates zu vermeiden sollte vor und nach der Behandlung immer die Okklusion (Reibung) der Backenzähne kontrolliert und wenn nötig durch gezieltes Einkürzen der Schneidezähne verbessert werden.